Landwirtschaft

Landwirtinnen und Landwirte sind die wichtigsten Akteure im Projekt, da die Maßnahmen überwiegend in den offenen Ackerlandschaften durchgeführt werden. Wir bauen daher bei dem Projekt auf eine gute Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichen Betrieben und hoffen auf Ihre freiwillige Teilnahme um gemeinsam ein Stück heimischer Vogelwelt zu erhalten.

Vergleichbare Projekte, in denen sich bereits zahlreiche Landwirte engagieren, gibt es in den Landkreisen Tübingen und Böblingen. Auf die dort gemachten praktischen Erfahrungen kann auch im Landkreis Freudenstadt zurückgegriffen werden.

Grundsätzlich können Maßnahmen, die dem Rebhuhn-Schutz dienen, gefördert werden. Hierfür eignen sich das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) sowie die Landschaftspflegerichtlinie (LPR). Sprechen Sie uns gerne darauf an!

 

Anlage mehrjähriger Blühbrachen

Den Kern der Maßnahmen bilden die mehrjährigen Blühbrachen, denn sie bieten den Rebhühnern das ganze Jahr über Schutz vor Feinden, Nahrung sowie Brut- und Nistplätze. Wirksame Brachen erfüllen folgende Kriterien:

    • mindestens 0,5 ha groß
    • mindestens 12 m, besser 20 m breit
    • Mindest-Abstand zu Wald und hohen Gehölzen: 100 m
    • Mindest-Abstand zu Siedlungen: 50 m
    • liegen nicht mit der langen Schlagseite entlang stark frequentierter Feldwege

Schmale Streifen wirken eher als „Fuchsbüffet“. Je größer und breiter die Fläche, desto besser der Bruterfolg. Idealerweise liegen mehrere Flächen in recht enger Nachbarschaft.

Am häufigsten umgesetzt wird die fünfjährige Buntbrache. Hier wird eine Saatgutmischung mit einem hohen Anteil an regionalen Kräutern auf der Fläche ausgebracht und mehrjährig erhalten. Zur Bereicherung und Erneuerung von Strukturen ist zum Beispiel die Anlage von Schwarzbrachstreifen oder Getreidestreifen auf kleinen Teilflächen innerhalb der fünf Jahre nach Absprache denkbar.

Bei sehr großen Schlägen ist auch die Anlange einer Wechselbrache denkbar. Hier wird nach einer flächigen Einsaat im ersten Jahr in den Folgejahren jeweils die Hälfte der Fläche umgebrochen und neu eingesät, während die andere Hälfte überjährig stehen bleibt (siehe Abbildung). So kann sich eine Blühbrache entwickeln, die aus Kulturpflanzen und Wildkräutern in verschiedenen Entwicklungsstadien besteht.

mehrjährige Buntbrache mit jährlich wechselnder Neueinsaat

 

Niederhecken

Ohne eine auf das Rebhuhn abgestimmte Heckenpflege im Projekt-Gebiet mindert sich die Aussicht auf Erfolg stark. Zu hohe Hecken werden von Feldvögeln gemieden, denn darin verstecken sich die natürlichen Feinde wie Füchse und Greifvögel. Eine abschnittsweise Umwandlung in Niederhecken ist also unabdingbar. In schneereichen Wintern bieten diese zusätzlich Deckung und Schutz. Ein Unterwuchs aus Altgras und Kräutern ist zudem fördernd. Neupflanzungen von Niederhecken sind wünschenswert in den Bereichen, in denen solche Strukturen noch nicht existieren bzw. nicht durch die richtige Heckenpflege hergestellt werden können. Auf Neupflanzungen von freien Bäumen in der Landschaft sollte verzichtet werden.

 

Extensiv genutzte Äcker und eine extensive Grünlandbewirtschaftung

Wenig gedüngtes Grünland ist blütenreicher als intensiv bewirtschaftetes Grünland. Auch Lichtäcker mit nicht zu dicht gesäten Kulturen lassen Raum für Wildkräuter. Die an den blühenden Kräutern lebenden Insekten sind die wichtigste Nahrungsquelle der Jungvögel. In extensiven Wiesen und lichten Getreideäckern können sich die Küken auch am Boden zwischen den Halmen gut bewegen.

 

Wegränder, Böschungen, Wiesenwege, Säume und Feldraine mit Altgras

Sie alle bilden in der Agrarlandschaft die Nahrungsgrundlage für Rebhühner und ihre flugunfähigen Jungtiere und dienen als Verstecke, sofern sie von Frühjahr bis Ende des Sommers nicht gemäht werden. Erst Ende August sollte hier eine Mahd mit Abräumen des Mähguts erfolgen, um den Boden auszumagern und damit den Blütenreichtum zu fördern. Teile der Flächen bleiben optimaler Weise als sogenannte stehen. Es wäre zudem wünschenswert, wenn zu Feldwegen zugehörige Ränder wieder ihre Aufgabe als Wegränder erfüllen könnten, das heißt hier sollte weder Getreide angebaut noch gedüngt oder gespritzt werden. So kann deren Wirkung als Vernetzungselement in der Landschaft wiederhergestellt werden.

 

Stoppelbrachen

Im Winter sind Rebhühner durch die fehlende Pflanzendecke ihren Feinden stärker ausgeliefert. Umso wichtiger ist es dann, dass die Nahrungssuche wenig Zeit beansprucht und die Hühner sich danach wieder verstecken können. Stoppelbrachen bieten Deckung und das Ausfallgetreide eine energiereiche Nahrungsgrundlage für den Winter.